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Wochenblatt für das Birseck und Dorneck
8. November 2007

Hochzeit von Bild und Musik

Zum fünfjährigen Jubiläum der Kammermusik Arlesheim konzertierten am Sonntag sieben hochkarätige Musiker im Forum Würth. Thüring Bräm moderierte.

Thomas Brunnschweiler

„Von Spitzweg bis Baselitz“ heisst die derzeitige Ausstellung im Forum Würth. Sie inspirierte den bekannten Dirigenten und Komponisten Thüring Bräm, einen visuell wie musikalischen Spaziergang durch das letzte Jahrhundert zu machen. Die Empore der akustisch vorteilhaften Lagerhalle nahm das zahlreich erschienene Publikum auf. Als erstes wählte Bräm eine „Marschlandschaft“ von Emil Nolde, in der noch die Idylle der Landschaft dominiert, und stellte ihr Max Regers Klarinettenquintett op. 146 gegenüber. Marc Reding verstand es, die innige, liebliche Melodik des Largo körperlich, aber nie grell zu gestalten. Die Chamber soloists Lucerne, mit Daniel Dodds (Violine), Lisa Weiss (Violine), Markus Wieser (Viola) und Jürg Eichenberger (Cello), begleiteten warm und durchhörbar.

Eindringlicher Hindemith
Für die Van-Gogh-Übermalung von Arnulf Rainer wählte Bräm Paul Hindemiths „Die junge Magd“ op 34, eine kongeniale Vertonung von sechs Trakl-Gedichten. Hier wird die Idylle der Vorkriegszeit aufgebrochen. Der Mezzosopran von Leila Pfister gab der Verzweiflung und der selbstzerstörerischen Atmosphäre eine eindringliche Stimme. Zerbrechlichkeit wie Zerbrochenheit des menschlichen Lebens hat Hindemith hier gleichermassen eingefangen. Nur einzelne Motive der Flöte und Klarinette wirkten wie ein rettender Strohhalm im Strudel der Angst.
Stimmungswechsel nach der Pause: Zu Picassos „Mädchen mit schiff“ wählte Bräm Albert Roussels Streichtrio op. 58, ein heiter-melancholisches Stück, in dem die musikalische Präsenz der Streicher eindrucksvoll zu Geltung kam.

Zeitgenössisches
Jürg Wyttenbachs „Serenade für Flöte und Klarinette“, die überkommende musikalische Formen karikiert, ist vom gleichen Witz getragen wie Alfred Hredlickas Bild „Napoléon, c’est moi“. In den vier kurzen Stücken lotet Wyttenbach die klanglichen Möglichkeiten von Flöte und Klarinette aus. Den hohen Anforderungen des Stücks wurden Barbara Bossert (Flöte) und Marc Reding voll gerecht. Die abschliessende „Chasse“ war eine wilde, ausser Kontrolle geratene Verfolgungsjagd. Für sein Kabinettstückchen „Postcards from Switzerland“ (2005) wählte Bräm das Bild „Davos am Tage“ von Georg Baselitz. Fünf Schweizer Volkslieder wurden vorgestellt, ironisch verfremdet oder gegen den Strich gebürstet. Die ungewöhnlichen musikalischen Interventionen des Streichquartetts lösten immer wieder Heiterkeit aus. Mit Spiellust und offensichtlichem Spass an dieser Volksmusik der etwas anderen Art verabschiedeten sich die Chamber Soloists Lucerne von einem begeisterten Publikum.