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Mozart-Tage Luzern
Neue Luzerner Zeitung, 15. Januar 2005

Zuletzt störte kein Hörgerät mehr das Hörwunder

Als Musikhochschul-Festival präsentieren die Mozart-Tage eigene Solisten: Die Chamber Soloists hoben sich mit Messiaen über alles hinweg.
Kolloquium II: Aspekte der Aufführungspraxis bei Mozart und Messiaen (mit Jürg Eichenberger, Hiroko Sakagami und Antony Morf; Leitung Rudolf Bossard), heute 10.30 Uhr, Mozartsaal, Obergrundstrasse 13, Luzern. Eintritt frei.
Aufführungspraxis bei Mozart und Messiaen lautet das Thema des Kolloquiums, das heute im Rahmen der Mozart-Tage durchgeführt wird. Das Konzert der Chamber Soloists Lucerne, das schon am Donnerstag beide Komponisten zusammenführte, machte klar, dass es hier nicht zuletzt um die Frage gehen dürfte, wie man sich als Musiker in derart unterschiedlichen stilistischen Ansprüchen bewegt.

Impulsiv und entschieden

Im Marianischen Saal zeigten sich dabei Berührungspunkte, die vom Ensemble unterschiedlich akzentuiert wurden. Die Pianistin Hiroko Sakagami nahm ihre Führungsrolle im g-Moll-Quartett von Mozart mit einer Impulsivität und Entschiedenheit wahr, die dieses Werk in ein Stück bekenntnishafter Ausdrucksmusik verwandelte. Im Vergleich zum robusten, dabei trotz der heiklen Saalakustik nie knalligen Klavierton wirkte das Spiel der Streicher (Daniel Dodds, Violine, Markus Wieser, Viola, Jürg Eichenberger, Cello) zurückhaltender und kultivierte die verinnerlichte Ruhe, die auf Messiaens «Quatuor pour la fin du temps» vorauswies.

Soghafte Wirkung

Höhepunkt des Konzerts war denn auch diese religiös inspirierte Friedensvision, die Messiaen 1940 im Kriegsgefangenenlager schrieb und in der sich die genannten Gegensätze programmatisch entfalten. Bewundernswert war hier zum einen die Homogenität im Ensemblespiel, die den blockhaften Eruptionen eine wie in Stein gemeisselte Konturenschärfe verlieh und in den Momenten ekstatischer Spielfreude soghafte Wirkungen zeitigte. Zum andern traten hier auch solistische Qualitäten der Chamber Soloists eindrücklich in den Vordergrund. Bedauerlich war nur, dass der Pfeifton eines falsch eingestellten Hörgeräts (!) das von Antony Morf weit ausgespannte Klarinettensolo empfindlich störte. Wie Daniel Dodds zum Schluss das Werk in höchster Lage und in höchster Versenkung ausklingen liess, war danach in jeder Hinsicht ein Wunder für sich.

URS MATTENBERGER