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Neue Luzerner Zeitung, Ausgabe 19. Januar 2009

Szenenwechsel: Eröffnungskonzert

Ein Mozart überrascht beim Alpaufzug

Das Festival „Szenenwechsel“ startete fulminant. Hervorragende Solisten begeisterten das Publikum auf teils skurrilen Instrumenten.

Von Roman Kühne

Treffender hätte der Festivaltitel beim Eröffnungskonzert am Freitag im Marianischen Saal in Luzern nicht inszeniert werden können. Es beginnt mit knarrenden Klängen, einem saitenbespannten Holzscheit entlockt. Ein Sennenbüchel schwillt an und ebbt wieder ab. In die Stille tröpfeln Jodelfragmente, weit entfernt, mystisch aus dem Hintergrund, bis die Streicher die volkstümliche Idylle energisch brechen.
Frühklassische Klänge drängen in den Saal, aber wieder werden die Erwartungen nicht erfüllt. Denn ein Hirtenhorn schiebt sich solistisch in den Vordergrund, es erklingt Leopold Mozarts „Sinfonia Pastorella“, eine Alpensinfonie, in der ein Horn, das Corno Pastoriccio, solistisch zum Zug kommt. Es ist eine Komposition voller bodenständiger Spässe, wie sie Leopold Mozarts Sohn Wolfgang ja ebenfalls liebte.
Es war eine passende Visitenkarte für ein Festival, das die Musikhochschule Luzern nicht nur von der klassischen Seite her zeigen will, sondern auch weniger bekannte Facetten ins Licht rückt. So finden in den nächsten zwei Wochen Konzerte jeder Stilrichtung statt; vom Kammermusikrezital über Orgelkonzert und Bigband bis zum Sinfoniekonzert. Das erste Konzert zeigte exemplarisch, wie der Weg, den Alois Koch vor zwei Jahren eingeschlagen hat, unter dem neuen Rektor Stephan Siegenthaler weitergeführt wird.

Volksmusik neckt Klassik
So bot das Eröffnungskonzert schon in der Besetzung ein Miteinander von Klassik und Volksmusik. Die Chamber Soloists Lucerne (in Streichquintett-Besetzung) trafen auf Solisten der Schweizer Volksmusikszene. Die Kompositionen stammten teilweise von den Musikern, Werke wie die „Vier rumänischen Volkstänze“ von Bartók wurden speziell für diesen Anlass arrangiert.
In typischen Ländlerstücken, wie dem „Muusfalle-Schottisch“, setzte der Akkordeonist Willi Valotti seine raschen Laufvariationen und streute immer wieder kleine Improvisationen ein, die er ansatzlos der ersten Violine oder dem Cellisten zuspielte. Ohne Bruchstellen ergänzten sich die neckische Spielweise des Volksmusikers und die runden Klänge der Klassiker. Die Jodlerin Nadja Räss verzauberte mit ihrer Stimme in der Anfangsmelancholie der Eigenkomposition „Zückerli“ und liess in den späteren Naturjuchzern ganze Obwaldner Bergwelten entstehen, raffiniert umgarnt und getragen vom Streichensemble.
Wie hat die für ihre innovativen Projekte bekannte Jodlerin die Zusammenarbeit mit klassischen Musikern erlebt? „Bei den Proben legen die Streicher zum Beispiel die Interpretation schon vor dem ersten Ton fes“, sagt Räss, „während wir die Stücke mehr aus dem Spielen heraus erarbeiten.“ Gerade das sei spannend: „Es ist wie ein Aufeinanderdriften von zwei Welten, die sich am Ende vereinigen.“
Longhorn lebt
Der dritte Solist war Heinz della Torre, der mit seinem Büchel die erdende Seite der Urmusik vertrat. Er war es auch, der diversen Kuhhörnern Klänge entlockte, zum Gaudi der Lauschenden auch bekannte Volksweisen.
Ob „Mer Senne heis luschtig“ auf dem herkömmlichen Kuhhorn oder Mystische, schon fast an asiatische Rituale erinnernde Schalmeientöne aus riesigen Büffelhörnern, das Publikum war begeistert. Mit Schalk erklärte della Torre, dass er vor kurzem ein spezielles „Longhorn“ von amerikanischen Rindern bestellt habe, er müsse aber warten, denn leider lebten die Tiere noch.

Holzbrett klingt wie Trompete
Spannend auch das „Trumscheit“, ein zwei Meter langes Holzbrett, das mit einer Saite bezogen ist. Der Überlieferung nach wurde sein Klang häufig mit einer Trompete verwechselt, weshalb es die Nonnen, denen die Blasinstrumente verwehrt wahren, als Ersatz für Blechblasinstrumente einsetzten.
Nicht zuletzt diese Instrumenten-Originale aus der Musikinstrumenten-Sammlung der Stadt Mühle Willisau machten den Anlass zum viel versprechenden Star Konzertserie, bei der die „Szenen“ für einmal nicht nebeneinander, sonder auch wirklich miteinander musizieren.