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Appenzeller Zeitung: 10. August 2009

Melodische Schönheit bezaubert

Die «Chamber Soloists Lucerne» präsentierten in der Ziegelhütte in Appenzell Franz Schuberts berühmtes Oktett in F-Dur klangschön und ausdrucksstark.

ferdinand ortner

appenzell. Ein Genuss für Musik-Ästheten war am Freitagabend in der Kunsthalle Ziegelhütte die Aufführung von Franz Schuberts Oktett in F-Dur, D 803, für fünf Streicher, Klarinette, Horn und Fagott durch die Kammermusikformation «Chamber Soloists Lucerne».
Das aus acht profilierten, international erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern bestehende Ensemble begeisterte das Publikum mit einer mitreissenden, farbenreichen Interpretation eines der grossartigsten Werke der romantisch-klassischen Kammermusikliteratur.

Exzellente Interpreten
Faszinierend die Spielkultur und Klangsinnlichkeit des musikalischen Ausdrucks, überzeugend die spielerische Brillanz und die optimale Klangbalance zwischen Streichern und Bläsern.
Die hohen Streicher – die Violinistinnen Anja Röhn (1. Pult) und Christina Gallati und der Bratschist Markus Wieser – korrespondierten einfühlsam mit dem versierten Cellisten Jürg Eichenberger und dem souveränen Kontrabassisten Andreas Wahlbrink. Das hervorragende Bläsertrio – der Soloklarinettist und «Primus inter pares» Bernhard Röthlisberger, der Fagottist Rui Lopes und der Hornist Lukas Christinat – mischte in den homogenen Streicherklang frische Farben und trug wesentlich zum sonoren orchestralen Sound des Ensembles bei. Die Bläser setzten auch mit der Primgeigerin Anja Röhn und dem Cellisten solistische Glanzlichter.

Populäres Meisterwerk
Mit dem Schubert-Oktett – das sich am bekannten Septett von Beethoven orientiert – erlebte das Appenzeller Konzertpublikum eines der populärsten Werke des Meisters, eine Art Vorstudie «zur grossen Sinfonie». Mit diesem Spitzenwerk war Schubert endlich aus dem Schatten von Beethoven herausgetreten. Dabei glückte es ihm, die serenadenhaften, kammermusikalischen und sinfonischen Elemente optimal zu vereinigen. Zwei Jahre später schuf er seine grandiose Grosse C-Dur-Symphonie.
Die «Chamber Soloists Lucerne» gingen mit grossem Ernst und viel Engagement an die diffizile Aufgabe heran, das breit angelegte sechssätzige Opus (Spieldauer eine Stunde) aussagekräftig zu gestalten und dabei die farbenreichen Instrumentalsätze in duftigem Klanggewand zu präsentieren: Zauberklänge voll romantischer Gefühle und Poesie; aber auch dramatische Akzente und Einfallsreichtum berührten die atemlos Zuhörenden tief.

Fein differenzierte Gestaltung
Schon in der Einleitung zum eröffnenden «Allegro»-Sonatensatz tauchte wie eine thematische Keimzelle jener punktierte Rhythmus auf, den das Solistenensemble in vielen weiteren Passagen des Werkes fein differenziert gestaltete. Die motivische Einheitlichkeit und kompositorische Dichte kamen voll zum Tragen, wobei vor allem der Klarinettist die authentische musikalische Aussage wesentlich mitbestimmte. Beeindruckend das Farbenspiel der alternierenden Instrumente und die nahtlosen musikalischen Dialoge.
Die Konzertbesucher erlebten schwelgerisch-melancholische und farbenprächtige romantische Stimmungsbilder, geprägt vom Liebreiz der kreativen, gefühlsbetonten Melodik. Besonders innig zelebriert und intensiv ausgekostet wurde die wunderschöne Kantilene im «Adagio». Im rhythmisch akzentuierten Scherzo («Allegro vivace») wirkte die sanft wiegende Melodie des Trios charmant und leichtfüssig. Sehr subtil und lebendig musiziert wurden die sieben kunstvollen Variationen über ein fröhliches Tanzthema («Andante con variazioni»). Hier konnten sich die einzelnen Instrumentalisten solistisch individuell auszeichnen. Im schlichten und ländlerisch-verträumten «Menuetto, Allegretto» mit seinem charakteristisch punktierten Thema führten Klarinettist und Primgeigerin einen reizenden Dialog.
Ein krönender Höhepunkt gelang dem voll konzentrierten Oktett mit der packenden Interpretation des Finalsatzes «Andante – Allegro». Nach der überraschend düsteren orchestralen Moll-Einleitung wuchs vor allem der virtuos brillierende Solo-Klarinettist im fulminant gespielten Schluss-Rondo und der feurigen Stretta über sich hinaus.
Den stürmischen Beifall belohnten die «Chamber Soloists Lucerne» mit einer originellen folkloristischen Zugabe, dem Tessiner «Bandella-Marsch» in einem Arrangement von Florian Walser.